Erleben Sie Oskar Kokoschka anders.
Klicken Sie auf die roten Punkte in den Bildern und erfahren Sie mehr über Oskar Kokoschka und sein Werk. Die einzelnen Werke und Lebensstationen Oskar Kokoschkas werden auf interaktivem Weg vermittelt.
Die Bilder stammen vorwiegend aus einer Privatsammlung und waren bis 26. Oktober 2021 in der Sonderausstellung „Oskar Kokoschka. Aus der Perspektive eines Sammlers“ im Kokoschka Haus Pöchlarn zu sehen.
Oskar Kokoschka
Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler, 1923
In dem 1923 entstandenen Plakat für eine Ausstellung im Kunstsalon Wolfsberg in Zürich variierte Kokoschka seine aus dem gleichen Jahr stammende Arbeit „Selbstbildnis von zwei Seiten“. Das Selbstporträt zeigt die simultane Wiedergabe von Profil und Halbprofil. Das Unverständnis der konservativen Kritik für diese Form der Darstellung spiegelte sich auch in einer bissig-ironischen Karikatur in der Zeitschrift „Der Götz von Berlichingen“ (1924) wider, die in ihrer Tendenz bereits die Diffamierungen Kokoschkas durch die Nationalsozialisten als entarteter Künstler vorwegnahm.
Oskar Kokoschka
Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler, 1923
Die Selbstdarstellung Oskar Kokoschkas ging weit über die reine Wiedergabe in Gemälden, Zeichnungen und Lithografien hinaus, wie seine 1971 erschienene Autobiografie oder seine fotografischen Inszenierungen – beispielsweise als Rebell mit rasierter Glatze in einer frühen Fotografie aus dem Jahr 1909 – zeigen. Auch in den grafischen Illustrationen seiner eigenen Dramen sowie der Werke anderer Autoren tragen die Protagonisten wiederholt die porträthaften Züge des Malers.
Oskar Kokoschka
Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler, 1923
Zahlreiche Porträtfotografien Oskar Kokoschkas sind im etwa 5.000 Fotos umfassenden Fotonachlass des Künstlers zu finden, der sich im Oskar Kokoschka Zentrum in Wien befindet. Die Fotos zeigen, dass sich der Künstler von den gefragtesten Porträtfotograf:innen der damaligen Zeit – wie Madame d’Ora (Dora Kallmus), Wenzel Weis, Erich Lessing, Trude Fleischmann oder Hugo Erfurth – fotografieren ließ.
Oskar Kokoschka
Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler, 1923
Nachdem Kokoschka Dresden 1923 beinahe fluchtartig verlassen hatte, führte ihn seine Reise zunächst nach Zürich, wo im Kunstsalon Wolfsberg eine Schau seiner Arbeiten vorbereitet wurde. Kaum hatte er einige der selbst gestalteten Ausstellungsplakate signiert, reiste er noch vor Eröffnung der Schau ab.
Selbstbildnis von zwei Seiten als Maler, 1923
Kreidelithografie/Plakat, Privatsammlung
© Bildrecht, Wien 2022 / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022
Oskar Kokoschka
Mit über 50 Jahren wandte sich Kokoschka im britischen Exil erstmals dem Zeichnen mit Farbstiften zu. Das zwang ihn einerseits zu größter farblicher Abstraktion, andererseits erlaubte es ihm ein schnelles Skizzieren mit nur wenigen Strichen. Neben zahlreichen Aktdarstellungen entstanden vor allem Landschaftszeichnungen.
Oskar Kokoschka
Bei Kokoschkas ersten, noch während des Zweiten Weltkriegs entstandenen Farbstiftzeichnungen handelt es sich um Landschaftsansichten der schottischen Küste. Oskar und Olda Kokoschka hielten sich zwischen 1941 und 1946 mehrmals bei Freunden in Schottland auf – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, um den Bombenangriffen auf London zu entkommen.
Oskar Kokoschka
Während der wochenlangen Aufenthalte bei seinen Freunden Emil und Else Korner, die er aus Tschechien kannte und die das bekannte „House of Elrig“ bewohnten, sowie bei seinen Reisen nach Wales und Nordschottland hatte Kokoschka bei Spaziergängen stets ein Skizzenbuch sowie Farbstifte bei sich. Trotz kriegsbedingter Verbote zeichnete er regelmäßig an der Küste. Die Farbstiftzeichnungen erstaunen durch ihre Spontanität der Geste und des Blicks, die Frische der Farben sowie eine große Leichtigkeit. Die Blätter zeigen weite Küstenstreifen, teils sind vereinzelte oder in sich gekehrte Menschen zu erkennen.
Oskar Kokoschka
Zeitgleich mit den Landschaftsdarstellungen entstanden in diesen Jahren auch zahlreiche Blumenaquarelle und Stillleben. Sämtliche dieser Arbeiten stehen in starkem Kontrast zu den politischen Allegorien, die der gegen das NS-Regime engagierte, als entarteter Künstler diffamierte Kokoschka zeitgleich schuf.
Badende am Strand von Loch Broom (Nevin/Wales), 1944
Farbstift auf Papier, Privatsammlung
© Bildrecht, Wien 2022 / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022
Oskar Kokoschka
Die Fotografie von Fegosch F. Schreiber zeigt Oskar Kokoschka mit Schüler:innen der „Schule des Sehens“ während des Unterrichts auf einer Bastei der Festung Hohensalzburg. Es stammt aus den Jahren 1953–1955 und befindet sich in einem Fotoalbum Kokoschkas, das Teil des umfangreichen Fotonachlasses des Malers ist.
Oskar Kokoschka
Ab 1953 leitete Oskar Kokoschka die von ihm mitbegründete „Schule des Sehens“ in Salzburg. In den Klassen für Malerei, Grafik, Skulptur und Architektur studierten einige später prominente Künstler:innen und Architekt:innen, vorwiegend aber künstlerische Laien. Kokoschkas Unterricht war auf die figurative Darstellung von sich bewegenden Modellen konzentriert. Das Studium in Kokoschkas Klasse und die Wirkkraft seiner Persönlichkeit wurden für die meisten seiner Schüler:innen zu einer prägenden Erfahrung.
Oskar Kokoschka
„Das Maß der Dinge bleibt der Mensch in der besten der möglichen Welten, wie sie ein Zyniker nannte“, schrieb Kokoschka im Programm der „Schule des Sehens“. Bis 1963 lehrte er dort nicht Kunst, wie er sagte, sondern das Sehen als zentrales Mittel der Weltwahrnehmung. „…mit den Augen erst begreift man die Welt!“ heißt es auch entsprechend in seiner Autobiografie „Mein Leben“ aus dem Jahr 1971.
Oskar Kokoschka
Die Sonderausstellung „Oskar Kokoschka. Aus der Perspektive eines Sammlers“, die von Mai bis Oktober 2021 im Geburtshaus Kokoschkas in Pöchlarn zu sehen war, präsentierte auch eine Reihe von Aktdarstellungen Kokoschkas aus dem Jahr 1953. Nach dem Ende der vierwöchigen Sommerakademie in Salzburg stand ihm eines der Modelle noch zur Verfügung.
Oskar Kokoschka mit Schüler:innen der „Schule des Sehens“, Salzburg 1953–1955
Fotografie, Foto: Fegosch F. Schreiber, Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar Kokoschka Zentrum
© Bildrecht, Wien 2022 / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022
Oskar Kokoschka
Sitzender weiblicher Akt, um 1922
Oskar Kokoschkas schnell und spontan gemalte Aktdarstellungen in Aquarelltechnik, die er Anfang der 1920er-Jahre in Dresden schuf, stellen einen Höhepunkt an expressiver Ausdrucksform dar. Sie vermitteln sowohl die starke Farbigkeit seiner damals entstandenen Gemälde als auch die Spontanität und Reduktion der Figurenzeichnung der zeitgleichen Rohrfederzeichnungen.
Oskar Kokoschka
Sitzender weiblicher Akt, um 1922
Ab Ende 1916 hielt sich Kokoschka nach zweimaliger Verwundung im Ersten Weltkrieg zur Rekonvaleszenz in Dresden auf. Nach jahrelangen Bemühungen erfüllte sich 1919 sein Wunsch nach einer Professur an der Staatlichen Akademie. Ein Vertrag mit der Berliner Galerie Cassirer sicherte ihn zusätzlich finanziell ab.
Oskar Kokoschka
Sitzender weiblicher Akt, um 1922
Wie schon im Unterricht an der Kunstgewerbeschule in Wien standen auch an der Dresdner Akademie, wo Kokoschka seit 1919 unterrichtete, Kinder und junge Mädchen den Studierenden – und auch dem Maler selbst – Modell. Mit wenigen, mit breitem Pinsel gemalten Farbflächen hielt Kokoschka die Posen der Modelle fest. Der Bildgrund bleibt an einzelnen Stellen erkennbar und hilft dem Körper Raum zu geben. Der Boden und der Hintergrund sind mit wenigen Farbflächen angedeutet.
Oskar Kokoschka
Sitzender weiblicher Akt, um 1922
Erst 25 Jahre nach den Dresdner Aquarellen widmete sich Kokoschka abermals der Aktdarstellung, wobei die Arbeiten der 1940er- und 1950er-Jahre nun eine andere Technik aufwiesen. Mit über 50 Jahren wandte sich der Maler im britischen Exil erstmals dem Zeichnen mit Farbstiften zu. Das zwang ihn einerseits zu größter farblicher Abstraktion, andererseits erlaubte es ihm ein schnelles Skizzieren mit nur wenigen Strichen.
Sitzender weiblicher Akt, um 1922
Aquarell auf Papier, Privatsammlung
© Bildrecht, Wien 2022 / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022
Oskar Kokoschka
Oskar Kokoschka, Stiefmütterchen in einer Vase, 1941
Das Aquarell „Stiefmütterchen in einer Vase“ aus dem Jahr 1941 markiert den Beginn der 2021 im Kokoschka Haus Pöchlarn präsentierten Privatsammlung, die sich auf Arbeiten auf Papier konzentriert. In den mehr als 40 in der Ausstellung gezeigten Blättern spiegeln sich die Schwerpunkte der Sammlung wider. Die Gruppierung nach Genres – neben Porträtdarstellungen und Selbstporträts vor allem Akte und Landschaftsdarstellungen – stellt den Versuch dar, den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung den sehr persönlichen, intimen und stillen Blick des Sammlers auf Oskar Kokoschka näherzubringen.
Oskar Kokoschka
Oskar Kokoschka, Stiefmütterchen in einer Vase, 1941
Oskar Kokoschka schuf die „Stiefmütterchen in einer Vase“ und andere Blumenbilder, die er ohne Vorzeichnung aquarellierte, im Londoner Exil. Aus den gleichen Jahren datieren seine höchst politischen Allegorien wie die Gemälde „Anschluss – Alice im Wonderland“ oder „Das rote Ei“. die während der Bombenangriffe Nazideutschlands auf London entstanden.
Oskar Kokoschka
Oskar Kokoschka, Stiefmütterchen in einer Vase, 1941
Bis ins hohe Alter hielt Kokoschka auch die Blütenpracht seines Gartens in Villeneuve in zahlreichen Blumenaquarellen fest. Im Jahr 1953 bezogen Olda und Oskar Kokoschka ihr Haus in Villeneuve am Ufer des Genfer Sees, mehr als 40 Jahre nachdem sich der Künstler bereits in diesen Landstrich verliebt hatte. OK bezeichnete den Ort als Paradies: „Für mich ist es noch ein wirkliches, dank des gestirnten Himmels über mir, der eisbegrenzten Gebirge vor mir und dieser unendlichen Aussicht über den See von der Grasnarbe, die mein Eigen ist. Es ist mir zur zweiten Heimat geworden.“ Neben den Aquarellen entstand in den 1970er-Jahren auch eine Reihe von Lithografien mit Blumendarstellungen.
Stiefmütterchen in einer Vase, 1941
Aquarell auf Papier, Privatsammlung
© Bildrecht, Wien 2022 /
Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022
Oskar Kokoschka
Studie zu „Maler und Modell“, um 1921/22
Die Zeichnung ist im Zusammenhang mit dem Gemälde „Der Maler“ („Maler und Modell“), das in zwei Versionen in den Jahren 1922 und 1923 entstand, zu sehen. Das Blatt zeigt Kokoschka mit ausgestreckter Hand beim Malen eines Selbstbildnisses, gerahmt von seinen beiden Dresdner Musen Anna Kallin und Edith Rosenheim.
Oskar Kokoschka
Studie zu „Maler und Modell“, um 1921/22
Während beim Gemälde „Der Maler II“ auf der Staffelei links im Bild das OK-Selbstbildnis des „Sturm“-Plakats von 1910 mit blutender Seitenwunde zu sehen ist, zeigt die Zeichnung den Maler mit einem sechsarmigen Leuchter und dem Venussymbol auf der Brust, in dessen Mitte der Pinsel Kokoschkas zielt. Bei dem rätselhaften, schwer zu entschlüsselnden Blatt handelt es sich nicht nur um eine Vorzeichnung, vielmehr kann ihm der Stellenwert einer eigenständigen Arbeit mit viel Bildwitz eingeräumt werden.
Oskar Kokoschka
Studie zu „Maler und Modell“, um 1921/22
Statt des Gesichtes Kokoschkas ist eine Maske dargestellt. In einem Brief an seine Eltern aus dem Februar 1921 berichtete OK von einer Maske, die er vom Kunsthändler Victor Wallerstein bekommen hatte. Objekte aus der eigenen Kunstsammlung dienten Kokoschka bis ins hohe Alter immer wieder als Vorlage für seine Arbeiten.
Oskar Kokoschka
Studie zu „Maler und Modell“, um 1921/22
Die Selbstdarstellung Oskar Kokoschkas ging weit über die reine Wiedergabe in Gemälden, Zeichnungen und Lithografien (abseits der zahlreichen Selbstporträts) hinaus, wie seine 1971 erschienene Autobiografie oder seine Inszenierung als Rebell mit rasierter Glatze in einer frühen Fotografie aus dem Jahr 1909 zeigen. Auch in den grafischen Illustrationen seiner eigenen Dramen und der Werke anderer Autoren tragen die Protagonisten wiederholt die porträthaften Züge des Malers, Grafikers und Dramatikers.
Studie zu „Maler und Modell“, um 1921/22
Tusche auf Papier, Privatsammlung
© Bildrecht, Wien 2022 / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey 2022