Kokoschka Museum Pöchlarn

Biografie Oskar Kokoschka

Links: Oskar Kokoschka als Student der Wiener Kunstgewerbeschule, 1906. Rechts: Oskar Kokoschka kahlrasiert, 1909, Foto: Atelier W. Weis
Links: Oskar Kokoschka als Student der Wiener Kunstgewerbeschule, 1906. Rechts: Oskar Kokoschka kahlrasiert, 1909, Foto: Atelier W. Weis. © Fotos: Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar Kokoschka Zentrum
1. März 1886

Oskar Kokoschka wird in Pöchlarn an der Donau, Niederösterreich, geboren. Einen Großteil der Kindheit und Jugend verbringt er in Wien in bescheidenen Verhältnissen. Seine Mutter Romana stammt aus einer niederösterreichischen Försterfamilie, sein Vater Gustav aus einer Prager Goldschmiededynastie, er arbeitet als Handelsreisender. OK bleibt sein Leben lang mit seiner Familie, auch seinen Geschwistern Berta (1889–1960) und Bohuslav (1892–1976), eng verbunden.

1904–1909

Studium an der k.k. Kunstgewerbeschule, der heutigen Universität für angewandte Kunst Wien, damals ein internationales Zentrum der frühen Moderne. Ab 1907 Mitarbeit in der Wiener Werkstätte, wo er etwa Postkarten und Plakate gestaltet und im Wiener Cabaret Fledermaus ein Puppentheater zur Aufführung bringt.

1908

Für die Wiener Werkstätte entsteht das Märchenbuch „Die träumenden Knaben“ (1908), wofür er auch den Text verfasst. Er widmet es Gustav Klimt, der neben seinem Förderer Josef Hoffmann die „Kunstschau“ 1908 kuratiert und dem jungen Kokoschka zum Ausstellungsdebüt verhilft. Dieses wird zum Skandal und OK schlagartig bekannt.
Beginn der Freundschaft mit dem Architekten Adolf Loos, der ihn in die Wiener Avantgardekreise rund um Karl Kraus, Peter Altenberg und Arnold Schönberg einführt.

Oskar Kokoschka, Die Erwachsenen, aus: Die Träumenden Knaben, 1908
Oskar Kokoschka, Die Erwachsenen, aus: Die Träumenden Knaben, 1908. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
1909

Teilnahme an der „Internationalen Kunstschau“ in Wien und Uraufführung seines Dramas „Mörder, Hoffnung der Frauen“, das als eines der ersten expressionistischen Bühnenstücke gilt. Das Stück rund um den Geschlechterkampf provoziert erneut einen Skandal.

1910/1911

Winter 1909/10: Reise in die Schweiz, wo ihm Loos Portraitaufträge vermittelt. Längerer Aufenthalt in Berlin, Mitarbeit an Herwarth Waldens Avantgardezeitschrift „Der Sturm“.
In der Frühjahrsausstellung 1911 im Hagenbund, Wien, erntet Kokoschka hämische Kritik, aber auch Anerkennung. OK ist als „Oberwildling“ (Ludwig Hevesi) in der Kunstszene nicht mehr wegzudenken. Arbeitet als Zeichenlehrer an der progressiven, privaten Mädchenschule Eugenie Schwarzwalds; die Schulbehörde erzwingt aber bald seine Entlassung.

1912/1913

Assistent für „Allgemeines Aktzeichnen“ an der Kunstgewerbeschule. Ausstellungen in Budapest, Zürich, München und Stuttgart. Im April 1912 Beginn die Beziehung mit Alma Mahler, der Witwe des Komponisten Gustav Mahler. Ihre leidenschaftliche Amour fou findet in zahlreichen künstlerischen und literarischen Arbeiten ihren Niederschlag.

Oskar Kokoschka, Die Windsbraut, 1913
Oskar Kokoschka, Die Windsbraut, 1913. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
1914/1915

Freiwillige Meldung zum Kriegsdienst. Im Frühjahr 1915 Trennung von Alma Mahler. Im Sommer Kavallerist an der Ostfront in Galizien, Ende August schwere Verwundung durch Genickschuss und Lungenstich.
Lazarettaufenthalte in Brünn, später in Wien. Erste Skizzen zum Drama „Orpheus und Eurydike“.

1916/1917

Im Sommer 1916 Verbindungsoffizier und Kriegsmaler an der Isonzofront, erneut wird er schwer verletzt. Reist nach Berlin, intensive Kontakte zu verschiedenen Galeristen wie Paul Cassirer, der ihn unter Vertrag nimmt. Hält sich ab Jahresende in Dresden im Sanatorium Weißer Hirsch auf und wird Teil der künstlerischen Bohème, darunter Schriftsteller, Schauspieler und Regisseure.
Im Albert Theater in Dresden kommt es 1917 zu Aufführungen von „Mörder, Hoffnung der Frauen“, sowie zu Uraufführungen von „Hiob“ und „Der brennende Dornbusch“. Reise nach Schweden.

Oskar Kokoschka, Die Freunde, 1917
Oskar Kokoschka, Die Freunde, 1917. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
1918

Paul Westheim verfasst die erste Kokoschka-Monografie.
Die Idee einer lebensgroßen, Alma Mahler nachempfundenen Puppe manifestiert sich und wird von der Münchener Puppenmacherin Hermine Moos verwirklicht.

Die Puppenmacherin Hermine Moos vor der Puppe in der elterlichen Wohnung in München, 1919
Die Puppenmacherin Hermine Moos vor der Puppe in der elterlichen Wohnung in München, 1919. © Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar Kokoschka Zentrum
1919–1924

Oskar Kokoschka erhält eine Professur an der Dresdner Akademie. Eine produktive Zeit setzt ein, darunter 1922 die Teilnahme an der Biennale in Venedig als Vertreter Deutschlands. 1920 erwirbt er für seine Familie ein Haus im Wiener Liebhartstal. Rund um den Tod des Vaters (1923) sucht er um Freistellung an der Akademie an.
Ein Vertrag bei Cassirer sichert ihm das Einkommen. Reisen nach Italien und Paris.

Oskar Kokoschka, Dresden, Augustusbrücke mit Rückenfigur, 1923
Oskar Kokoschka, Dresden, Augustusbrücke mit Rückenfigur, 1923. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
1924 – Anfang der 1930er-Jahre

Ausgedehnte Reisen durch Europa (Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande) sowie nach Nordafrika und Vorderasien. Längere Aufenthalte in Paris, London und immer wieder in Wien. Zahlreiche Landschafts- und Städtebilder entstehen. OK beginnt sich auch kulturpolitisch zu engagieren.

1934–1936

Das politische Klima ist zunehmend vergiftet. In Österreich kommt es nach der Ausschaltung des Parlaments (1933) zu den bürgerkriegsähnlichen Februarkämpfen 1934. Im Juli stirbt Kokoschkas Mutter. Im Herbst Übersiedlung nach Prag, wo er seine spätere Frau, die junge Juristin Olda Palkovská (1915–2004), kennenlernt.
Porträtiert Staatspräsident Thomáš Masaryk. Großes Interesse an Pädagogik und pazifistischen Schulkonzepten, tritt 1936 als tschechischer Vertreter beim Friedenskongress in Brüssel auf. Beginnt in Essays und Vorträgen, Position gegen den Faschismus und den Nationalsozialismus zu beziehen.

1937

Über 600 Arbeiten Kokoschkas werden durch das NS-Regime als „entartete Kunst“ aus deutschen Museen entfernt und teils devisenbringend in der Schweiz verkauft. Im Juli eröffnet in München die erste Station der Hetzschau „Entartet Kunst“, auf der OK prominent vertreten ist. Zeitgleich findet in Wien die erste museale Retrospektive statt.

1938–1953

Erhält 1938 die tschechische Staatsbürgerschaft, im Oktober Flucht mit Olda nach London, die beiden heiraten 1941. Wiederholt Aufenthalte in Schottland und Cornwall. Eine Serie politischer Allegorien entsteht, OK kritisiert neben dem NS-Regime auch die Appeasementpolitik Englands.
Humanitäres Engagement, 1945 entsteht unter anderem das Plakat „Christus hilft den hungernden Kindern“, das in hoher Auflage in London, aber auch international, verbreitet wird.
1947 britische Staatsbürgerschaft. Erste große Einzelausstellung in Basel. In Folge jahrelange Ausstellungstouren durch Europa und die USA, verbunden mit zahlreichen Reisen.
1948 Einzelausstellung auf der Biennale in Venedig mit dem in London entstandenen Prometheus-Triptychon. Intensive Auseinandersetzung mit der antiken Kunst-und Geisteswelt.
1952 Gastdozent an der Minneapolis of Art.
Zahlreiche Städtebilder sowie Porträts, u. a. prominenter bundesdeutscher Politiker wie Theodor Heuss (1950), Ludwig Erhard (1959), Konrad Adenauer (1966) und Helmuth Schmidt (Zeichnung, 1976).

Oskar Kokoschka, Anschluß - Alice in Wonderland, 1942
Oskar Kokoschka, Anschluß - Alice in Wonderland, 1942. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
Ab 1953

Leitung der „Schule des Sehens“, heute „Internationale Sommerakademie“, in Salzburg (bis 1962). Übersiedlung nach Villeneuve am Genfer See.
Das Triptychon „Die Thermopylen“ entsteht 1954 für die Hamburger Universität, zuvor wird es auf vielen Ausstellungen gezeigt.
Bühnenbild zu Mozarts „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen.
In Wien findet 1955 anlässlich der Feiern des Staatsvertrags und der Eröffnung der Staatsoper, die OK 1956 malt, in der Secession eine große Ausstellung statt. 1956 gibt Hans Maria Wingler das erste OK-Werkverzeichnis heraus. 1958 ist im Wiener Künstlerhaus die bislang größte OK-Schau zu sehen. Wiederholt künstlerisch fruchtbare Griechenland- und Italien-Reisen.
1960 Verleihung des Erasmus-Preis gemeinsam mit Marc Chagall.

Oskar Kokoschka mit Schülern der „Schule des Sehens“, Salzburg, 1953–1955, Foto: Fegosch F. Schreiber
Oskar Kokoschka mit Schülern der „Schule des Sehens“, Salzburg, 1953–1955, Foto: Fegosch F. Schreiber. © Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar Kokoschka Zentrum
1966/67

1966 große Ausstellungen, es entstehen Städteporträts von London und New York.
Unter großer Medienpräsenz porträtiert OK den deutschen Alt-Kanzler Konrad Adenauer in Caddenabbia, Italien. Städteporträt Berlins vom Axel Springer Verlagsbau mit Blick auf die Berliner Mauer.

1967 Erste Kokoschka-Ausstellung im Schloss Pöchlarn, Eröffnung durch Bundespräsident Franz Jonas.

Oskar Kokoschka, Berlin, 13. August 1966, 1966
Oskar Kokoschka, Berlin, 13. August 1966, 1966. © Bildrecht Wien / Fondation Oskar Kokoschka, Vevey
1971

Veröffentlichung der Autobiographie „Mein Leben“.

1973

Gründung der Oskar Kokoschka Dokumentation Pöchlarn. Etablierung eines Forschungs- und Ausstellungszentrums im Geburtshaus des Künstlers.

Israel-Reise, vermittelt durch den Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek entstehen Porträts wichtiger Persönlichkeiten wie Golda Meir.

1974–1976

Oskar Kokoschka erhält 1974 durch Bundeskanzler Bruno Kreisky die österreichische Staatsbürgerschaft.
Das Werkverzeichnis der Druckgrafik, herausgegeben von Friedrich Welz und Hans Maria Wingler, erscheint 1975, es beginnt die Edition seiner Schriften und Briefe (je vier Bände), herausgegeben von Olda Kokoschka und Heinz Spielmann.

22. Februar 1980

Oskar Kokoschka stirbt in Montreux, Schweiz.

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